Rechte Publizisten
Klaus Rainer RöhlDer im vornehmen Kölner Stadtteil Marienburg lebende Publizist Dr. Klaus Rainer Röhl vertrat ursprünglich linke Positionen. Bis in die 1970er Jahre gab Röhl, der von 1960 bis 1968 mit der späteren RAF-Aktivistin Ulrike Meinhof verheiratet war, die linke Monatszeitung konkret heraus. Dann wechselte er die Seiten und publizierte gegen angebliche “linke Lebenslügen”. Außerdem trat Röhl als Referent bei rechten Burschenschaften und “Vertriebenen”-Verbänden auf. Nach zahlreichen Protesten musste im Jahr 2000 der Bund der Vertriebenen in Münster Röhl als Redner beim “Tag der Heimat” wieder ausladen. Die dortige SPD-Fraktion hatte Röhl u.a. vorgeworfen, mit seinen Büchern “maßgeblich an der Kampagne zur Rehabilitierung rechtsextremer Positionen beteiligt” zu sein. (1) Auch die Münsteraner FDP hatte gegen Röhls Auftritt protestiert.
Dabei gehört Röhl seit Mitte der 1990er Jahre der FDP an. In der Preußischen Allgemeinen Zeitung (PAZ, früher Ostpreußenblatt), für die der 1928 in Danzig geborene Röhl seit den 1990er Jahren schreibt, forderte er 2008 eine “bessere FDP”. Die Partei müsse “deutschfreundlicher werden”, schrieb Röhl und verwies auf die erfolgreichen “Populisten” in Österreich, Dänemark, Belgien und den Niederlanden, die liberale Parteien stark gemacht hätten. (2) Das Ostpreußenblatt/PAZ war es auch, in dem Röhl 2007 unter der Überschrift “Nicht mehr Herr im eigenen Land” die gängigen Vorurteile gegenüber dem Moscheeneubau im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ausbreitete (3) und die Hetze gegen die “Klau-Kids aus Rumänien” wieder aufwärmte, die angeblich “in immer größerer Zahl unsere Straßen für Alte und Gebrechliche unsicherer machen”. (4)
2007 trat Röhl als Referent auf einem Symposium des FPÖ-nahen Freiheitlichen Bildungsinstituts in Wien auf (Thema: die linke “Frankfurter Schule”). Die FPÖ arbeitet eng mit der Bürgerbewegung pro Köln zusammen. Neben Röhl folgten der Einladung des Freiheitlichen Bildungsinstituts weitere prominente Überläufer von der Linken zur extremen Rechten: Der frühere Dutschke-Freund Bernd Rabehl, der zuletzt bei NPD und DVU als Redner auftrat, und der Junge Freiheit-Autor Herbert Ammon. Außer den drei Ex-Linken referierte in Wien auch der Publizist Johannes Rogalla von Bieberstein, der 2002 in der extrem rechten Edition Antaios ein heftig umstrittenes Buch mit dem Titel “Jüdischer Bolschewismus” veröffentlicht hatte.
Rolf Stolz
Bernd Kallina
Bernd Kallina arbeitet als Redakteur der Sendung Hintergrund beim Deutschlandfunk in Köln. Seit Jahren publiziert er in rechten und extrem rechten Zeitschriften wie Nation und Europa, Witikobrief, Aula, Deutsche Militärzeitschrift, Preußische Allgemeine Zeitung (früher Ostpreußenblatt), Deutsche Umschau etc. 1973 war Kallina Pressereferent im Bundesvorstand der Jungen Nationaldemokraten. (6) In der rechten Zeitschrift Epoche verkündete er 1997: “Publizistisch entfachte Meinungsführerschaft zu erreichen, stellt eine der großen Herausforderungen für Konservative im heutigen Deutschland dar”. Kallina war Autor in mehreren Büchern des extrem rechten ehemaligen Politikwissenschaft-Professors Hans-Helmuth Knütter aus Bonn. (7)
Kallina, seit 1991 Mitglied des Bonner Freundeskreises der CSU (8), ist Alter Herr der Burschenschaft Danubia München und schreibt das “Geleitwort” in der Danuben-Zeitung (9). Die Burschenschaft Danubia wurde bis 2007 vom bayrischen Verfassungsschutz als “rechtsextremistische Organisation” geführt. 2001 überfielen Neonazis in München den Griechen Artemios T. und schlugen ihn halbtot. Einer der Täter übernachtete im Haus der Danubia und konnte so zunächst vor der Polizei fliehen. (10)
2007 gehörte Kallina zu den Erstunterzeichnern des Appells der "Initiative akademische Freiheit". Diese setzt sich für die Rehabilitierung der Danubia und ihres Mitglieds Sascha Jung ein. Jung wurde wegen seiner Mitgliedschaft in der Danubia nicht in den bayerischen Staatsdienst übernommen. Der Appell wird hauptsächlich in der Junge Freiheit publiziert.
Am 22. Mai 2008 führte Kallina im Rahmen des “12. Herrschaftsfreien Dialogs im Danubensalon” ein Gespräch mit dem Inhaber des österreichischen Leopold-Stocker-Verlages, Wolfgang Dvoark-Stocker. (11) Der Verlag publizierte bereits in den 1920er und 1930er Jahren antisemitische und völkische Schriften und Bücher. Seit 1999 gibt er die Quartalszeitschrift "Neue Ordnung" heraus, in der sich laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands “positive Aussagen über ideologische Grundlagen des Faschismus” finden. Als Topseller bewirbt der Verlag auf seiner Internetseite das Buch “Rudolf Heß: Ich bereue nichts”. (12) Dvorak-Stocker wird von der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) als Referent geführt. (13) Die Danubia kündigt zudem eine Veranstaltung mit dem ehemaligen Krankenpfleger von Rudolf Heß, Abdullah Melaouhi, an. Melaouhi war erst im März 2008 vor der neonazistischen Freien Kameradschaft Gütersloh aufgetreten. Kallinas Tätigkeiten sind der Redaktion im Deutschlandfunk bekannt. Dort betrachtet man sie allerdings als seine Privatangelegenheit.
(1) Die Glocke 01.09.2000
(2) Ostpreußenblatt/PAZ 10/2008
(3) Ostpreußenblatt/PAZ 25/2007
(4) Ostpreußenblatt/PAZ 41/2007
(5) http://fact-fiction.net/?p=639
(6) Deutscher Bundestag Drucksache 13/3780, 24.01.1996. Deutsche Nachrichten 26/1972
(7) Hans-Helmuth Knütter, Stefan Winckler (Hg.), Handbuch des Linksextremismus Die unterschätzte Gefahr, Leopold Stocker Verlag Graz/Stuttgart 2002. Hans-Helmuth Knütter, Josef Schüßlburner: Was der Verfassungsschutz verschweigt. Bausteine für einen Alternativen Verfassungsschutz-Bericht, Institut für Staatspolitik, Schnellroda o.J.
(8) Junge Freiheit, 23/2007
(9) http://www.danubia-muenchen.de/texte/Danubenzeitung/DanubenZeitung1_07.pdf
(10) http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=20424044&top=SPIEGEL
(11) http://www.danubia-muenchen.de/Upload/up/semesterprogramm.pdf
(12) http://www.buecherquelle.at/Buchshop/Geschichte-Politik:::2_8.html
(13) http://www.gfp-netz.deutscher-netzdienst.de/netzseiten/index.php?option=com_content&task=section&id=26&Itemid=168