Heidnische Gruppen
Viele Neonazis bezeichnen das Judentum und das aus ihm hervorgegangene Christentum als “Wüstenreligionen”, die dem Europäer “artfremd” seien. Zudem charakterisieren sie Werte wie Nächstenliebe als Zeichen von Verweichlichung und Schwäche. Die extreme Rechte bezieht sich stattdessen auf vorchristlich-germanische Mythen, die zu einer sinnstiftenden Vergangenheit verklärt werden. Sie eignen sich bestens, die zwölf Jahre Nationalsozialismus durch 2.000 Jahre “germanisch-deutscher Geschichte” zu relativieren.Armanenorden
Der 1976 von Adolf Schleipfer gegründete Armanenorden hat seinen Sitz in Köln. Er ging aus der 1969 neu gegründeten Guido von List-Gesellschaft hervor, deren gleichnamiger Vorläufer schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Hakenkreuz verbreitete. Guido von List begründete die sogenannte “Ariosophie”, eine Lehre von der “rassischen” Überlegenheit der “Arier”. In dieser Lehre verband von List rassistische Elemente der Theosophie mit einer heidnisch-völkisch-esoterischen Runenlehre.
Cover der Zeitschrift
"Irminsul"
Solche Inhalte vertritt auch der Armanenorden. Er ist eine hierarchische Organisation, die auf Regeln und Ritualen aufbaut, und scheut das Licht der Öffentlichkeit. Der Armanenorden gibt regelmäßig die Zeitschrift "Irminsul" heraus. Der angegliederte Armanen-Verlag bedient die rechte Esoterik- und Heidenszene mit Material.
Verein für germanisches Heidentum
Der Verein für germanisches Heidentum (VfgH), der aus dem 1995 gegründeten Odinic Rite Deutschland (ORD) hervorging, hat seinen Sitz ebenfalls in Köln. Die ursprüngliche Mutterorganisation, der britische Odinic Rite, steht für ein deutlich rassistisch geprägtes Heidentum. Seine Aufgabe sieht der VfgH darin, “auf der Basis der authentischen Überlieferung und der Ergebnisse seriöser historischer Forschung die traditionelle Religion des germanischen Heidentums in einer für die Gegenwart und Zukunft tauglichen Form wiederzubeleben”. Die Organisation distanziert sich zwar vom Rechtsextremismus und vom “Missbrauch des germanischen Heidentums im Dienst politischer Ideologien”, dennoch vertritt sie das Konzept eines “ethnischen Heidentums”, das völkische Versatzstücke enthält.Darüber hinaus sind Personen aus den Reihen des VfgH in die rechte Szene eingebunden. Thilo Kabus, der “Ansprechpartner Osten” der Organisation, war Aktivist der NPD und fungiert momentan als Pressesprecher der DVU im brandenburgischen Landtag.