Die extreme Rechte in Köln

Der aktuelle nordrhein-westfälische Verfassungsschutzbericht nennt für das Jahr 2007 eine Zahl von 3.000 “politisch rechts motivierten” Straftaten, darunter 148 Angriffe auf Menschen. Offizielle Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da nicht alle Übergriffe von Rechten durch die Behörden als rechte Straftaten behandelt werden. Viele werden auch aus Angst vor der Rache der Täter gar nicht erst zur Anzeige gebracht.

Obwohl man in Köln und im Kölner Umland beileibe nicht von “No go areas” oder gar “National befreiten Zonen” sprechen muss - wie in einigen Gebieten in Ostdeutschland -, kommt es auch hier immer wieder zu Übergriffen. Anfang Mai 2008 etwa attackierten in Köln-Esch so genannte Autonome Nationalisten linke Jugendliche, die Nazi-Propaganda entfernt hatten. Die “Autonomen Nationalisten” kommen aus dem Spektrum der “Freien Kameradschaften”. Sie verstehen sich als aktionsorientierte Gruppen, geben sich einen modernen Style, stellen sich dabei aber eindeutig in die Tradition des Nationalsozialismus. Sie sind Teil einer rechten Erlebniswelt, in der sich Freizeit und Spaß mit politischen Aktivitäten und neonazistischen Inhalten verbinden. Dazu gehören Demonstrationen, Ausflüge und gemeinsame Feiern, bei denen rechte Musik eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Die Kameradschaft Köln ist Mitglied der AG Rheinland, in der sich die “Autonomen Nationalisten” im Großraum Aachen/Köln organisieren.

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Ein anderes Spektrum bedienen die Bürgerbewegung pro Köln und ihre zahlreichen lokalen Ableger. Sie versuchen, mit einem rechtspopulistischen Politikstil die Mitte der Gesellschaft für sich zu gewinnen und mit Hilfe ihres Auftritts in den Kommunalparlamenten zu einer politisch wirksamen Kraft zu werden. Dabei haben sie durchaus Erfolg: Bei der Kommunalwahl 2004 erhielten sie die Stimmen von mehr als 16.000 Kölnerinnen und Kölnern. Dieses zeigt, welch’ großes Potenzial es für Rechtsextremisten in Köln gibt. Verbal distanziert sich Pro Köln von der extremen Rechten und stellt sich als “Bürgerbewegung”, als “Anwalt des kleinen Mannes” auf lokaler Ebene dar. Dahinter verbergen sich jedoch Rassismus und Ausgrenzung von gesellschaftlichen Minderheiten.

Nicht annähernd so erfolgreich wie Pro Köln und Pro NRW ist die Kölner NPD. Dennoch ist sie ebenfalls präsent. Die NPD ist in der Kalker Bezirksversammlung vertreten, betreibt vor allem zu Wahlzeiten öffentlich Propaganda und hält regelmäßig Stammtische ab. Sie stellt weiterhin eine Anlaufstelle für diejenigen dar, denen Pro Köln nicht aggressiv genug, die “Autonomen Nationalisten” aber zu militant sind.

Darüber hinaus gibt es weitere extrem rechte und rechte Parteien und Gruppierungen in Köln. Sie finden zwar nur geringere öffentliche Beachtung, bieten aber allen Schattierungen der extremen Rechten und der Braunzone ein passendes Betätigungsfeld. Eine Sonderstellung nehmen Burschenschaften ein, deren inhaltliche Spannweite von rechtskonservativ bis extrem rechts in der Kölner Universitätslandschaft ebenfalls vertreten ist.

Die sehr unterschiedlichen Spektren können im Rahmen dieser Internetseite nicht in aller Ausführlichkeit behandelt werden. Eins jedoch ist klar: Köln war und ist keine Nazi-freie Stadt. Auch hier tummelt sich die extreme Rechte, auch hier finden Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus Zuspruch.