Begriffe

Hier sollen einige zentrale Ideologiebestandteile des Rechtsextremismus kurz umrissen werden. Allen gemeinsam ist, dass sie sich gegen die Gleichheit der Menschen und die damit einhergehende Universalität der Menschenrechte richten. Der Text basiert in weiten Teilen auf der Ausstellung “Rechts um und ab durch die Mitte” des Jugendclub Courage.

Rassismus

Rassisten konstruieren aus körperlichen oder kulturellen Unterschieden wie z.B. Hautfarbe, Religion oder Geschlecht Großgruppen von Menschen, denen unveränderbare Merkmale und Charaktereigenschaften zugeschrieben werden. Daraus leiten sie die Benachteiligung angeblich minderwertiger Gruppen ab und rechtfertigen den Machtanspruch angeblich höherwertiger Gruppen. Dabei wird heutzutage die biologistische Argumentation, die von verschiedenen “Menschenrassen” ausgeht, durch einen kulturell argumentierenden Rassismus abgelöst.

Antisemitismus

Antisemitismus ist die Diskriminierung von Menschen jüdischen Glaubens. Die Feindschaft gegenüber Juden hat in Deutschland eine lange Tradition. Schon im Mittelalter wurden Menschen jüdischen Glaubens aus religiösen Motiven diskriminiert, ausgegrenzt, bedroht und ermordet. Diese religiös motivierte Judenfeindschaft wird christlicher Antijudaismus genannt.

Im 19. Jahrhundert entstand mit dem modernen Antisemitismus eine Ideologie, die insbesondere dem Kleinbürgertum eine verschwörungstheoretische Weltsicht anbot. Diese Weltsicht erlaubte es, soziale, wirtschaftliche und politische Schwierig­keiten auf die Juden abzuwälzen.

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurden mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet. Viele weitere wurden verstümmelt, u.a. in medizinischen Versuchen oder durch Zwangsarbeit.

Auch zum heutigen Neonazismus gehört der Antisemitismus als integraler ideologischer Bestandteil dazu. In der öffentlichen Propaganda findet er zur Zeit vor allem in den beiden folgenden Argumentationsfiguren Raum:
  1. Leugnung des Holocaust
  2. Antisemitische, verschwörungstheoretische Weltsicht als Erklärungsansatz für die Krisenerscheinungen des globalisierten Kapitalismus
Immer dort, wo Neonazis sich vermeintlich antikapitalistisch geben und soziale Themen aufgreifen, wie beispielsweise bei der NPD oder den “Autonomen Nationalisten”, bilden nicht Analyse und Kritik des kapitalistischen Systems die Grundlage, sondern eine Weltsicht, in der Menschen jüdischen Glaubens als angebliche Drahtzieher einer herbeihalluzinierten weltweiten Verschwörung ausgemacht werden. Menschen jüdischen Glaubens stünden, so heißt es in kruden antisemitischen Behauptungen, hinter Globalisierung, Neoliberalismus, multinationalen Konzernen, spekulativem Kapital, US-amerikanischer (Außen-)Politik etc. Sie seien somit verantwortlich für den Anstieg der Arbeitslosigkeit, für Hartz IV, Flexibilisierung, Lohndumping und vieles Andere. Ebenso wie schon zur Zeit des Nationalsozialismus sollen Menschen jüdischen Glaubens schuld an sozialen, wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten sein.

Sozialdarwinismus

Sozialdarwinisten beziehen Erkenntnisse des Biologen Charles Darwin aus der Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt auf die menschliche Gesellschaft. Sie gehen davon aus, dass alle Menschen in einem Kampf ums Dasein stehen, bei dem die Starken sich durchsetzen und die Schwachen vernichtet werden. Die Eliminierung der Schwachen wird als unveränderliches Naturgesetz angesehen. Ungleichheit gilt als natürlich und wünschenswert.

Nationalismus

Unter Nationalismus wird übersteigertes Nationalgefühl verstanden. Werte wie z.B. Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Demokratie sowie Mei­nungs- und Pressefreiheit werden dem vermeintlichen Wohl der Nation untergeordnet. Die Interessen und Bedürfnisse des Einzelnen zählen nicht mehr. Der Einzelne hat sich vielmehr in das staatliche Ganze ein- und ihm unterzuordnen.

Geschichtsrevisionismus

Obwohl die Bewertung der Zeit des Nationalsozialismus in der rechten Szene unterschiedlich ist, eint sie die Verharmlosung der NS-Verbrechen. Dabei wird vor allem deren Einmaligkeit (Singularität) bestritten. Die Singularität der Verbrechen der Nationalsozialisten liegt darin begründet, dass eine Staatsregierung ihre komplette gesetzgebende, exekutive und militärische Macht zur industriellen Vernichtung bestimmter Volksgruppen (z.B. Juden, Sinti und Roma) einsetzte. Das ist ein einmaliger Vorgang in der Weltgeschichte.

Zur Verharmlosung der NS-Verbrechen werden unterschiedliche Argumentationsmuster verwendet. Das bekannteste von ihnen ist die Leugnung des Holocaust. Andere Rechtsextreme ver­suchen, die NS-Zeit durch Vergleiche mit Völkermorden in anderen Gesellschaften zu relativieren oder die Verantwortung auf wenige Führungspersonen der NS-Zeit abzuwälzen.